Montag, 9. Januar 2012

The End of Adventure Silkroad

Liebe "Adventure Silkroad" Follower und Leser,

vielen Dank, dass Ihr bisher unsere Berichte unserer wirklich interessanten Reise so zahlreich verfolgt habt.

Für uns selbst wird dieser Blog in Zukunft als eine Art Tagebuch dienen, mit Erinnerung an besondere Momente, unglaublichen Landschaften, bemerkenswerten Menschen, kleinen und grossen Abenteuern, interessanten Geschmackserlebnissen, ungewöhnlichen Unterkünften, viel Lebenserfahrung...und einem alles überlagernden Freiheitsgefühl.

Dennoch haben wir uns entschlossen die Berichterstattung mit dem Hong Kong Artikel zu beenden, da wir das übergeordnete Reisemotto 'Adventure Silkroad' sowieso schon sehr weit interpretiert haben und spätestens mit China das Kapitel Seidenstasse als abgeschlossen betrachten.

Süd-Ost Asien ist ein eigenes Thema und vermutlich deutlich entspannter als Reiseland und weniger aufregend bzw. Neuland als die bisherigen Länder, für uns, aber auch für Euch als Leser.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in 2012 und erzählen euch dann gerne persönlich von unseren dortigen Erlebnissen.

Bis bald,
Holke alias Holger & Elke

Mittwoch, 4. Januar 2012

8.11.- 13.11.2011: Hong Kong - China or not China?


  Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - Hong Kong ist einfach atemberaubend!



Ich weiss gar nicht genau, was ich mir unter Hong Kong vorgestellt habe. Irgendwie nicht viel. Wir haben sogar zwischenzeitlich erwogen, Hong Kong  auszulassen, um eine Ausreise aus China und damit Beendigung unseres China Visums zu umgehen. Zum Glück haben wir diesen Gedanken schnell wieder verworfen, denn was uns in Hong Kong erwartet hat, hat uns in jedem Fall umgehauen. Was für eine Stadt. Zum Teil auf einer Insel, Hong Kong Island, teilweise auf der Peninsula Kowloon. Umgeben von vielen kleineren Inseln, die als Ausflugsziele dienen und z.B. den Flughafen beherbergen. Da der Raum knapp ist, wird nach oben gebaut. Wolkenkratzer alleine haben wir ja schon unzählige in China gesehen, und zwar alle nagelneu und ultramodern. In Hong Kong sieht man den Häusern an, dass sie nicht innerhalb der letzten 5, sondern eher innerhalb der letzten 50 Jahre gebaut worden sind, so dass mich die etwas modrige Anmutung der Gebäude eher an New York errinnert, als an Shanghai. Aber genau das macht den Charme dieser Stadt aus.

Wir wohnen in verschieden Bleiben in Kowloon und entwickeln schnell eine Leidenschaft für die Fähre, die im 15 Minuten-Takt zwischen Kowloon und Hong Kong Island verkehrt. Ein tolles "Schifferlfahr"-Erlebnis für 30 Cent. Wem das zu langsam ist, kann auch einfach mit der Metro unterm Wasser durch rauschen, aber das ist ja nicht halb so lustig.








Ein anderes sensationelles Transporterlebnis ist eine Fahrt mit der Tram auf Hong Kong Island. Das erste mal, dass wir Doppeldecker Trams sehen. Haben wohl die Briten mitgebracht.





Mit einer Touristen Tram kann man darüber hinaus auf einen Gipfel auf Hong Kong Island fahren. Bei gutem Wetter, ist die Aussicht bestimmt umwerfend. Wir haben uns mit etwas wolkig-nebeligem Wetter zufrieden geben müssen.





Da Hong Kong Island irgendwie einem Berg, der aus dem Wasser ragt, ähnelt, gehen hier die meisten Strassen steil bergauf, bzw. bergab. Als Autofahrer braucht man da schon grosses Vertrauen in die Bremsen, egal ob beim Fahren, oder beim Parken.




Damit die armen Beine des gestressten Fussgängers beim Shoppen oder Aussgehen in Soho/Central nicht so sehr strapaziert werden, baut der findige Inselbewohner einfach die längste, überdachte Outdoor-Rolltreppe der Welt. Insgesamt kann man damit sehr entspannt eine Entfernung von 800 Metern und einen Aufstieg von 135 Höhenmetern bewerkstelligen. Angeblich rollern hier täglich 55.000 Menschen hoch. Nur hoch, denn runter muss man laufen, was schon auch in die Waden gehen kann. Leiden auf hohem Niveau.




Eine interessante Beobachtung können wir eines morgens machen, als wir gerade mal wieder von der Fähre über eine Fussgängerbrücke Richtung Central gehen. Die Hälfte der Brücke ist abgetrennt und in kleine Parzellen unterteilt, in die sich jeweils ca. 20-30 junge Menschen quetschen, die dort offensichtlich schon die Nacht verbracht haben. Abgeschirmt wird das ganze von jeder Menge Polizei, dazu sieht man Fernsehkameras und Reporter rumflitzen. Was ist denn hier los? Wir spekulieren auf eine politsche Demonstration, Menschenrechte für China, Revolte gegen das Finanzsystem, radikale Tierschützer, oder sowas. Da es uns keine Ruhe lässt, was schätzungsweise über tausend Menschen auf dieser Brücke wollen, fragt Holger einen vermeindlichen Demonstranten. Die Auflösung ist so einfach wie irritierend: All diese Menschen warten, dass im Apple Store der Verkauf vom neuen IPhone 4S startet. Um eins zu ergattern, hängen diese jungen Menschen einen Tag und zwei Nächte auf dieser Brücke rum. Ob es wirklich die Begeisterung für das Gerät selbst ist oder ein lockendes lukratives Geschäft ein paar Telefone nach China zu schmuggeln, wo es das 4S offiziell noch nicht gibt oder ob alles eine gut eingefädelte PR Aktion von Apple ist - wir wissen  es nicht. Fakt ist nur - als wir am nächsten Tag am Apple Store vorbei gehen, bricht er fast aus allen Nähten.










Eine andere Beobachtung, die wir bemerkenswert fanden, machten wir an Hong Kongs Baustellen, von denen es nicht wenige gibt. Ohne hier ernsthaft vom Fach zu sein, erwarte ich beim Bau eines Hochhauses ein vertrauenswürdiges Gerüsst, auf dem Bauarbeiter werkeln können. Vertrauenswürdig übersetzt sich für uns mit solidem Metall, gut verschraubt. Nicht so in Hong Kong. Hier vertraut man offenbar auf Gerüsste aus Bambus, die mit Seilen miteinander verbunden werden. Hmm, ob das so sicher ist? Bauarbeiter in Hong Kong scheidet als alternativer Berufswunsch für mich in jedem Fall aus.


Nicht nur bei kleinen Häusern, nein auch bei richtig hohen Gebäuden ist das hier der Standard.




Deutlich chinesischer fühlt sich die Stadt in Kowloon an, vor allem auf dem Nachtmarkt in der Temple Street. Allerdings findet sich hier auch jede Menge Nippes für Touristen. Am ersten Stand mit Bildern gefällt uns eine Zeichung, auf der die Doppeldecker-Tram von Hong Kong zu sehen ist. Die Verkäuferin erzählt stolz, dass das Bild von ihrem "Husband" gemalt wurde und sie uns einen "cheap, cheap price" macht. Wir entschliessen uns erstmal weiter zu gehen, was auch gut war, denn an gefühlt mindestens 100 weiteren Ständen sehen wir der gleiche Bild. Fleissiger "Husband".








Um mal aus der Stadt raus zu kommen, machen wir einen Ausflug nach Lantau Island, der Insel, auf der der nicht nur der neue Flughafen und Disneyland beherbergt ist, sondern auch das Kloster Po Lin, das durch den "Big Buddha" alias "Tian Tan Buddha" bekannt wurde. Um den Aufstieg zum Kloster etwas touristenfreundlicher zu machen, wird einfach eine knapp 6km lange Gondelbahn gebaut, die einen innerhalb von 25 Minuten zum Kloster befördert und einen spektakulären Ausblick freigibt. Der ganz waghalsige Tourist kann auch gegen entsprechenden Aufschlag die "Crystal Cabin" mit Glasboden nehmen. Uns reicht die normale Fahrt, um uns wie im grossen Touri-Nap zu fühlen. Nicht nur, dass wir gute 2 Stunden anstehen mussten (Sonntag war kein guter Tag für diesen Ausflug), nein, auch sonst gab es alles, womit man mit Touristen Geld verdienen kann: Ein Fotograf, der für einen das aufregende Erlebnis in der Gondel zu sitzen bei der Abfahrt festhält. Die Bilder können bei Austieg wahlweise als Foto, T-Shirt oder Kaffee-Tasse erworben werden. Wow. Oben angekommen sehen wir einen Souvenirshop neben dem anderen, umringt von ein paar Starbucks Cafes und Fressbuden. Auch wenn die Aussicht aus der Gondel (vor allem auf den Flughafen) recht beeindruckend war, entschliessen wir uns, diesen Ausflug möglichst rasch zu beenden und lieber wieder in die Stadt zu fahren.

Foto? No, thanks...

Dem Fotographen verweigert, fordert uns ein Mitfahrer auf, ein Bild von uns zu machen... Na gut.







Insgesamt waren wir nun eine gute Woche in Hong Kong. Es gibt einfach so viel zu entdecken in dieser Stadt. Toll war auch ein paar Einblicke in das Leben von "Locals" zu bekommen. Elke`s Ex-Chef hat den Kontakt zu News Corp. Kollegen in Hong Kong hergestellt. Nicht nur, dass ich mal wieder ein Büro von innen gesehen habe, nein auch Restaurants und andere Ecken, die wir alleine nie gefunden hätten, zeigen sie uns.

 Nachdem wir erfolgreich unser Vietnam Visum erworben haben, entschliessen wir uns, nach Vietnam zu fliegen, denn auf dem Landweg wäre ein neues Visum für China notwendig. Das ist uns zu mühsam und ausserdem haben wir langsam so richtig Lust auf Strand und Meer und wollen da schnurstracks hin.

Wir sagen "Auf Wiedersehen" zu Hong Kong und machen uns auf, um Süd-Ostasien zu erkunden. Auch mit viel Fantasie, die wir eh schon aufgebracht haben, ist hiermit das Kapitel Seidenstrasse dann nun wirklich beendet.

Zum Abschied sehen wir die ersten Weihnachtsbäume in der Stadt. Nur die Glühweinbude fehlt...