Moskau, punkt 23.59 Uhr rollt unser Zug aus dem Kazan Bahnhof Richtung Taschkent, Usbekistan. Unsere Fahrt wird allerdings "schon" nach 16 Stunden in Samara, Suedrussland, enden.
Warum Samara? Naja, wir kannten den Ort auch nicht. Eigentlich lag es auf der Strecke und uns erschien als waere eine Pause vor Kasachsatan nochmals sinnvoll und vielleicht ist es ja auch ganz interessant, eine kleinere russische Stadt mal zu sehen. (Nunja, Samara hat 1 Mio. Einwohner)
Wir sind begeistert, wie gut alles organisiert ist, wie freundlich die Mitreisenden und vor allem das Zugpersonal ist. Das Abteil ist aussreichend gross fuer 2 Personen und hat Klimaanlage, die auch zumeist funktioniert (Hallo, Deutsche Bahn!).
Ok, was man vielleicht dazu sagen sollte: Wir reisten erster Klasse. Das macht natuerlich einiges angenehmer. Da dieses Upgrade lediglich 6 Euro Aufpreis gekostet hat, war es sicher eine gute Investition.
Auch verhungern konnte man nicht. Staendig stand jemand in der Tuer und hat uns Essen und Getraenke angeboten. Wir haben zwar selten so 100% verstanden, was wir da kaufen, aber es schmeckte erstaunlich gut.
Angekommen in Samara sind wir erstmal von dem top-modernen Bahnhof beeindruckt, der uns mehr an den Flughafen Koeln-Bonn, als an einen Provinzbahnhof in Suedrussland erinnert. Diesmal haben wir auch Glueck mit unserem Hostel. Uns holt ein cooler Dude am Bahnhof ab, der eigentlich fuer Red Bull in Samara arbeitet und das Hostel nebenher macht. Aha.
Aber wir machen sehr nette Bekanntschaften im Hostel und bekommen gute Tips, z.B nimmt uns der coole Dude mit zur lokalen Brauerei, wo man sich in selbst mitgebrachte Plastikflaschen das frische Bier abfuellen lassen kann fuer ca. 1 Euro den Liter. Das ist selbst fuer Russland saubillig.
Wie das funktioniert?
1. Mit leerer Flasche anstellen:
2. Bier einfuellen lassen:
3. Freuen:
Allgemein scheint sich Bier vom Fass in Flaschen abfuellen lassen hier nicht unueblich zu sein. Als wir allerdings im Supermarkt eine "Abfuellstation" von unserer Muenchner Marke "Spaten" entdeckthaben, haben wir schon gestaunt. (Vor allem Holger beim Oktoberfestbier. Sehnsucht!)
Aber genug vom Bier.
Sonst ist Samara ein nettes Staedchen, das wieder aus einer Kombination von Sowjet-Leichen, vernachlaessigter Altbauten und doch jeder Menge Reicher zusammensetzt (ansonsten koennten wir uns die Porsche Cayennes, die Max Mara, Escada und Bang&Olufsen Stores nicht erklaeren). Die Menschen essen gerne Pizza und Sushi und ein Handy, bzw. Iphone scheint auch jeder zu haben. Das deshalb Telefonzellen nicht gepflegt werden, liegt wohl auf der Hand:
Samara hat auch eine durchaus interessante Geschichte: So beherbergte sie den Regierungsbunker Stalins unter der Akademie der bildenden Kuenste (9 Stockwerke tief und von aussen nicht zu erkennen) und war zu Zeiten des kalten Krieges eine zumindest fuer Auslaender gesperrte Stadt, da hier wichtiges Ruestungsgut produziert wurde.
Ansonsten ist die Stadt, wie wir lernten "Das Miami von Russland", da sich die Menschen gern am Wolga Strand tummeln. Bei den 38 Grad gestern haben wir das auch gemacht und uns im Wolga Wasser abgekuehlt (Wasserqualitaet? Nicht drueber nachdenken...)
Ach ja, noch eine kleine Geschichte zu Russland allgemein.
Man ist offensichtlich keine Frau in Russland, wenn man nicht auf 10 cm+ Absaetzen herumstoeckelt. Das nicht ausschliesslich zur Arbeit oder zu festlichen Anlaessen, nein, gern auch bei Besichtigungen, die laengere Fussmaersche erfordern oder auch bei Spatziergaengen auf schlechtem Untergrund, z.B. Schlagloecher, Pfuetzen, etc.
Das Foto ist nur exemplarisch und ich bin begeistert, dass ich es ganz unauffaellig Flip-Flop-tragend hinter der Lady schiessen konnte.
Als naechstes steht nun die Grenzueberschreitung nach Kasachstan an, verbunden mit einer 40 stuendigen Zugfahrt. Diesmal 2ter Klasse, was anderes gab es nicht... Diesmal zu viert in einem Abteil und hoffentlich auch mit ein bisschen Klimanalage - in Kasachstan hat es bis zu 40 Grad.