Wir suchten mehr urspruengliches in Tadjikisan? Wir fanden es! Ohne Dusche, Bier und Internet, dafuer mit unglaublicher Natur und freundlichen Menschen.
Aber von vorn - der Weg dahin war steinig.
Zunaechst der Grenzuebergang Usbekistan - Tadjikistan:
Da leider die Grenze direkt bei Samarkand Anfang des Jahres geschlossen wurde, angeblich wegen der schlechten Beziehung der beiden Laender zueinander (Streit um Wasser, Elektrizitaet und noch ein paar historische Dinge), mussten wir eine ca. 6 stuendige Autofahrt in Angriff nehmen, um zur naechsten, weiter suedlich gelegenen Grenze zu kommen. Da keine Busse fahren und auch sonst keine Mitfahrer aufzureiben waren (ab jetzt wird es naemlich recht untouristisch) verhandeln wir mit Haenden und Fuessen einen passablen Preis mit einem Taxifahrer aus. Nach unserem Verstaendnis ist ein Deal ein Deal, man haelt sich dran, egal wie gut oder schlecht er ist, hat man sich einmal darauf eingelassen. Nicht so unser Taxifahrer: 15km vor der Grenze bleibt dieser stehen und beginnt zu jammern, dass es doch viel zu wenig Geld ist und er nur weiterfaehrt, wenn wir nochmal ueber den Preis sprechen. Andere Laender, andere Sitten.
Etwas genervt nehmen wir den Genzuebergang zu Fuss in Angriff. Vor den Usbeken wird im Lonely Planet gewarnt - das Ziel ist den Touristen noch ein paar Som oder Dollar abzuknoepfen. Aber nein, unser Geld wollten sie nicht, aber ungelogen, jeden einzelnen Gegenstand in unseren Rucksaecken wollten Sie begutachten und erklaert haben. "Das ist ein Deo-Roller - Ahhh - und das ein USB Stick - Achso - Das ein Russischwoerterbuch - Uiii". Das Groesste waren Fotos vom letzten Oktoberfest auf einem von Holger's Handys - Wow, die wollten gleich alle Grenzer sehen. Das Ganze hat uns ca. 1,5 Stunde gekostet, aber zumindest waren sie freundlich und offensichtlich dankbar aus der Langeweile des Alltags mal rauszukommen.
Eine weitere Stunde spaeter haben wir weitere unzaehlige Male unsere Paesse und Visa vorgezeigt und als wir endlich die letzte Station genommen haben, schaut uns ein Soldat in voller Montur inklusive Kalaschnikow in der Hand an und sagt "Welcome to Tajikistan". Da ging uns trotz aller Strapazen das Herz auf.
Eine Stunde spaeter sind wir in Dushambe, der Hauptstadt von Tadjikistan, eine ueberraschend angenehme Stadt, wenn auch hier die Sowiet Vergangenheit noch sichtbar ist.


Hier organisieren unsere Weiterreise nach Khorog, sozusagen dem Tor zum Pamir Gebirge. Um diese 450km zu ueberwinden taten sich drei Alternativen auf. Entweder fuer knapp 2000 USD einen Jeep samt Fahrer als Teil einer Rundreise buchen (teuer). Oder einen Flug buchen, der mit einer Antonov 28 (vermutlich Baujahr 1960 oder so) von Tajik Air geflogen wird und im Lonely Planet als "most terrifying experience of your life" beschrieben wird, da die Berggipfel hoeher sind, als das Flugzeug im stande ist zu fliegen. Zu Sowiet Zeiten war dies wohl die einzige Strecke, fuer die Aeroflot Piloten eine "Gefahrenzulage" erhalten haben. Klares Veto von Elke. Dritte Option: Shared Taxi, dh warten, bis sich ca. 7 Mitfahrer gefunden und in einen Jeep gequetscht haben, um dann 18 Stunden uber die schlechteste Strasse der Welt zu holpern. Auch hier ermutigt der Lonely Planet "expect to wait forever for the vehicle to fill up and leave". Hm, irgendwie auch keine Option.
Um nicht tagelang in Dushambe rumzuhangen, verhandeln wir mit einem Taxifahrer einen Preis fuer das ganze Taxi und brausen am naechsten morgen los. Naja, die Fahrt dauert 18 Stunden, auch hier wird sich nur bedingt an das vermeindlich Vereinbarte gehalten, aber wir sind beeindruckt von dem was wir sehen. Nicht nur, dass wir 13 mal (in Worten dreizehn mal) von der Polizei angehalten werden und der Fahrer jedes mal ein paar Scheine Schmiergeld in die Fahrzeugpapiere steckt, nein, wirklich beeindruckend ist die Natur, vor allem als wir nach Stunden am Pyanj River ankommen, der die Grenze zu Afghanistan darstellt. Fuer den Rest der Fahrt folgen wir diesem Fluss und blicken auf afghanische Dorfer und Berge. Ach ja, ein paar Minenfelder sehen wir rechts von uns und ein paar Panzer kommen uns mal entgegen, sonst nichts spektakulaeres.
Wir finden einen Mitreisenden (Jim aus UK) und mieten fuer 4 Tage einen Jeep samt Fahrer, der uns durch das sagenhafte Wakhan Valley faehrt. Atembraubende Ausblicke auf den afganischen und pakistanischen Hindu Kush durfen wir erleben. Unendlich schoen... Hier nun eindlich ein paar Fotos:
Wir uebernachten in sogenannten "Homestays", dh bei Familien, die in einem Zimmer ein paar Decken als Matrazen ausrollen und uns bekochen. Sanitaere Anlagen? Hier darf man nicht zimperlich sein: Ein Hauserl mit Loch im Boden und Wasser aus dem Bach. Das Essen? Auch hier darf man nicht viel erwarten. Einfaches aus Kartoffeln, fragwuerdigem Fleisch und Nudeln. Welche Auswirkungen das auf unseren Magen-Darm Trakt hatte, muss nicht im Detail beschrieben werden. Ich sage nur: Montezuma laesst gruessen.
Dennoch haben uns diese Herbergen ganz nah rangelassen an das wirkliche Leben der Menschen im Pamir Gebirge. Schlicht und ergreifend keinen Luxus (noch nicht mal Bier, nur gruenen Tee) und keine Touristengruppen. Nur auf ein paar Individualreisende mit Rad oder Jeep treffen wir hier. Das ist schon beeindruckend, wie die Menschen hier leben und wie freundlich wir aufgenommen werden.
Sprachlos sind wir auch, als wir wieder gen Norden durch das Hochgebirge fahren und uns in einer Mondlandschaft bei Bulunkul ein riesiger, salziger See erscheint.
Schliesslich folgen wir dem Pamir Highway weiter gen Norden und finden bei ein paar (etwas seltsamen) Kirgisen eine Mitfahrgelegenheit nach Osh, Kirgistan in ihrem russischen Jeep namens "Hunter", Baujahr vermutlich in den 60gern, wie die Antonovs. Und zu viert auf der Rueckbank, gar kein Problem, da kommt man sich mal etwas naeher.
An der Grenze zu Kirgistan treffen wir auf Teilnehmer der "Mongol Ralley", einer mit einem Fiat Panda. Bei den Stassen bemerkenswert.
Nach vielen Stunden sind wir in Osh und freuen uns unendlich uber eine Dusche. Wahrscheinlich haetten wir schon 2 Stunden frueher in Osh sein koennen, haette unser Fahrer nicht nach ausgedehnter Mittagspause eine ca. einstuendige Autowaesche im Bach nebem der "Raststaette" fuer notwendig gehalten. Eimerweise wurde die Kiste bewaessert und mit alten Lappen poliert. Wir standen nur Kopfschuettelnd daneben. Fairerweise kann man erwaehnen, dass nicht nur unser Fahrer einen Knall hatte, auch andere Autos wurden in Fluessen und Baechen gewaschen. Angeblich verhaengt die Polizei Strafen fuer schmutzige Autos. Mal wieder: Andere Laender, andere Sitten...
Zusammenfassend kann man sagen, dass Tadjikistan fuer Abenteuter, Outdoorfans, Biker und Hiker ein absolutes Paradies ist. Tolle Berger, atemberaubende Ausblicke und Urspruenglichkeit, die nur noch selten zu finden ist. Wir sind uns einig, dass dies wohl eins der beeindruckensten Leander sein wird, das uns in Erinnerung bleibt.
Vielleicht noch eine Bemerkung: Wir dachten ja, unsere Reise waere ein Abenteuer. Aber, man stellt immer wieder fest, alles ist steigerungsfaehig. So staunen wir ueber die vielen Radfahrer, die von Deutschland oder Frankreich aus bis nach China radeln. Nicht nur nebem dem Pamir Highway auf ueber 4000 Metern kampieren, sondern auch schon Irans Wueste hinter sich haben und teilweise fuer die Tour sich Zeit bis zu 5 Jahren nehmen. Da fuehlen wir uns regelrecht langweilig dagegen!
Mal sehen, was wir in Kirgistan erleben!