Mittwoch, 31. August 2011

22.08.-31.08.2011: Kirgistan: Jurten, Wodka und unendlich viele Perde

In Osh angekommen, brauchen wir erstmal einen Tag, um uns vom Abenteuer Tadjikistan (auch kulinarisch gesehen) zu erholen. Osh ist eine unspektakuläre Stadt, der die Unruhen von letztem Herbst noch anzusehen sind. Wir sind nicht traurig, Osh zu verlassen und wir werden nicht endteuscht - Kirgistan deutlich mehr zu bieten...

Zunaechst geht es nach Jalla-Abad (nein, nicht das bei Kabul) und dann viele Stunden weiter in ein Bergdorf namens Kyzyl-Oi. Das scheint ein Hauptsitz des kirgisischen Tourismus zu sein. Die Agentur CBT hat hier ein Buero, in dem man gefuehrte Pferde- und Hiking Touren machen kann oder bei einer Familie ein "Homestay" erlangen kann. Das funktioniert wie in Tadjikistan: Ein paar Decken werden in einem leeren Zimmer ausgerollt, Essen fuer alle gekocht, fertig.

So landen wir bei einer netten Grossfamilie mit vielen, vielen Kinder, die wir wieder mit unseren Luftballons beeindrucken koennen.





Unsere "Herbergsmutter" stellt sich als "Katja" vor und bekocht uns mit, was sonst, Kartoffeln und Fleisch (Schaf? Ziege? Pferd? Wir fragen lieber erst gar nicht...). Da uns das schwer im Magen liegt, zueckt Holger stolz die fuer umgerechnet 3 Dollar erworbene Flasche Wodka und wir stossen mit Katja und unserem Fahrer "Sashka" fleissig an. Unnoetig zu erwaehnen, dass die Flasche in windeseile leer war. Grade koennen wir Katja noch davon abhalten, noch eine Flasche zu holen, und wir legen uns selig auf unser Bett, ahh, Deckenlager.



Katja, Elke, Sashka


 Katja, Sachka, Holger




Die Ueberraschung kam dann beim Fruehstueck: Katja versorgt uns nicht nur mit Spiegeleiern mit Nudeln (interessante Kombi), nein, sie bringt auch eine Flasche Wodka mit, um, wie sie sagt, uns "To wish you good luck for your trip" zu wuenschen. Na gut, der Hoeflichkeit wegen stimmen wir zu, mit ihr einmal das Glas zu heben. Es war ca. 8 Uhr morgens, also nicht gerade eine uns uebliche Zeit zum Schnappsln. Aber Katja scheint hier mehr Erfahrung zu haben und - man kann es sich denken - eine Stunde spaeter haben wir auf alles Erdenkliche angestossen und die Flasche ist leer. Puh, was man nicht alles tut, um der Gastfreundschaft hoeflich zu begegnen... Um die Stimmung perfekt zu machen, packt Katja noch einen traditionellen, kirgisischen Hut aus und schenkt ihn uns als Andenken. Das musste natuerlich auf einem Foto festgehalten werden.


Katja, eine Nudel und Holger mit Hut

Katja, Elke und die  (leere) Flasche Wodka


Etwas (ziemlich) benebelt treten wir die Weiterreise an. Unser Fahrer, der diesmal nicht mitgetrunken hat, amuesiert sich offensichtlich sehr ueber unseren Zustand....

Wenige Stunden spaeter gelangen wir an zwei Jurten, von denen aus unsere Reise per Pferd weiter gehen soll.
Wir treffen auf Orman, unsern Reit-Guide, und wir starten eine erste Tour zu Pferd. Elke's Galoppversuche endeten schmerzhaft, als das Steissbein mit dem Metallrahmen des Sattels recht schwungvolle Bekanntschaft macht. Hm, eine Bekanntschaft, die den Steiss tagelang zur beleidigten Leberwurst werden laesst, im Sattel besonders angenehm.


Wir verbringen unsere erste Nacht in einer Jurte, im wesentlichen ein grosses Zelt, in dem die kirgisischen Bauern den Sommer verbringen, wenn sie mit ihren Pferde-, Ziegen- und Schafsherden in die Berge ziehen. In etwa wie die Sennerinnen in den Alpen. Als Zubrot bieten einige Herberge fuer Touristen an.

Holger vor der Essens und Touristen-Schlaf-Jurte, daneben die Koch-und Kirgisen-Schlaf-Jurte
Innen ist so eine Jurte sehr geraeumig, genug Platz fuer den Esstisch, der dann Nachts rausgetragen wird, um aus Decken eine Art Bett zu bauen.



Alles ganz gemuetlich, eigentlich. Irritiert waren wir allerdings, als die kirgisische Mutter anfing, quasi ueber unserem Bett Schafsfleisch zum trockenen aufzuhaengen. Interessantes Aroma zum einschlafen...



Hier noch die Kinder unserer Schaefer-Familie:






Am nachsten Morgen reiten wir dann los. Ein unglaubliches Gefuehl sich auf dem Ruecken eines Pferdes durch Taeler und Baeche sowie ueber Paesse der kirgisischen Berge zu bewegen. Holger entpuppt sich als der geborene Cowboy.  Wir uebernachten wieder in einer weiteren Jurte bei einer Familie und kommen nach einem weiteren (fuer Elke unendlich langem Tag im Sattel) am Song-Koell Lake an. Ein wunderschoener See, umgeben von Bergen und unendlich vielen Pferden und Jurten. Hier weht ein kalter Wind und die 3000m Hoehe tragen auch dazu bei, dass wir alle unsere warmen Klamotten auspacken.



Gebirge und ganz klein Elke aufm Pferd





Jurten am Lake Song-Koell



Grosse und kleine Pferde am Lake Song-Koell


Pferde, Jurten und der See

Kinder spielen vor der Jurtentuer

Pferde am Lake Song-Koell


Holger's neuer Freund  (Kommt ins Handgepaeck!)

Holger's bester Freund "Pivo", wahrscheilich von der
reinsten und besten Sorte in der 1 Liter Plasikflasche. Ein Genuss...



Nach unserer dritten Nacht in einer Jurte, geht es weiter nach Kochkor, einer netten, wenn auch unaufgeregten Stadt. Am naechsten Morgen fahren wir an den Issyk-Koell Lake, dem zweitgroessten Bergsee nach dem Titikakasee in Peru/Bolivien. Tatsaechlich, der See sieht aus wie ein Meer.




Weiter fahren wir nach Bishkek, der Haupstadt von Kirgistan. Nach all den Naechten auf dem Boden goennen wir uns mal ein richtig tolles Hotel, mit eigener, warmer Dusche, Flatscreen Fernseher (nur lokale und russische Sender, naja) und, ganz wichtig, WIFI. Nach einigen Wochen in der 'Wildnis' tut warmes Wasser, ein ordentliches Bett und Kommunikation mit der Heimat schon sehr gut. Auch finden wir in Bishkek westliche Restaurants - eine willkommene Abwechslung...
Bishkek ist sonst eine sehr begruente Stadt, mit vielen Parks, Autos und Shopping Malls. Die vermeindlichen Sehenswuerdigkeiten erweisen sich alles Prunkdenkmaeler entweder aus der Sowjet-Zeit, oder noch stark davon inspiriert.

Victory Square

Auf dem Ala-Too Square, einem der Hauptplaetze von Bishkek treffen wir zufaellig mitten auf die Proben fuer die grosse Feier zur 20 jaehrigen Unabhangigkeit der Republik Kirgistan. Wie unabharngig das Land wirklich ist und wir demokratisch erschliesst sich uns nicht, aber wir haben unsere Zweifel. Aber die Feier wird gross: Viele Kinder, die schonmal winken ueben, viele kirgisische Fahnen, Riesenposter und wie wir in der Zeitung lesen, weden auch Panzer rollen und Helikopter uber den Platz fliegen. 

Ala-Too Square


20 Jahre Unabhaengigkeit


Nun geht es weiter nach Almaty, Kasachstan, wo wir versuchen ein Visum fuer die Mongolei zu bekommen und unsere Weiterreise nach Sibirien planen. Dann haben wir die "Stans", und damit einen wesentlicher Block unsere Reise, schon fast abgehakt. Knapp 2 Monate sind wir nun schon unterwegs, Monate voller beeindruckender Erlebnisse und Erfahrungen -  wir sind sehr gespannt, was noch auf uns zukommt.



Sonntag, 21. August 2011

12.08.- 21.08.2011: Tadjikistan - Urspruenglicher geht nicht

Wir suchten mehr urspruengliches in Tadjikisan? Wir fanden es! Ohne Dusche, Bier und Internet, dafuer mit unglaublicher Natur und freundlichen Menschen.

Aber von vorn - der Weg dahin war steinig.

Zunaechst der Grenzuebergang Usbekistan - Tadjikistan:
Da leider die Grenze direkt bei Samarkand Anfang des Jahres geschlossen wurde, angeblich wegen der schlechten Beziehung der beiden Laender zueinander (Streit um Wasser, Elektrizitaet und noch ein paar historische Dinge), mussten wir eine ca. 6 stuendige Autofahrt in Angriff nehmen, um zur naechsten, weiter suedlich gelegenen Grenze zu kommen. Da keine Busse fahren und auch sonst keine Mitfahrer aufzureiben waren (ab jetzt wird es naemlich recht untouristisch) verhandeln wir mit Haenden und Fuessen einen passablen Preis mit einem Taxifahrer aus. Nach unserem Verstaendnis ist ein Deal ein Deal, man haelt sich dran, egal wie gut oder schlecht er ist, hat man sich einmal darauf eingelassen. Nicht so unser Taxifahrer: 15km vor der Grenze bleibt dieser stehen und beginnt zu jammern, dass es doch viel zu wenig Geld ist und er nur weiterfaehrt, wenn wir nochmal ueber den Preis sprechen. Andere Laender, andere Sitten.

Etwas genervt nehmen wir den Genzuebergang zu Fuss in Angriff. Vor den Usbeken wird im Lonely Planet gewarnt - das Ziel ist den Touristen noch ein paar Som oder Dollar abzuknoepfen. Aber nein, unser Geld wollten sie nicht, aber ungelogen, jeden einzelnen Gegenstand in unseren Rucksaecken wollten Sie begutachten und erklaert haben. "Das ist ein Deo-Roller - Ahhh - und das ein USB Stick - Achso - Das ein Russischwoerterbuch - Uiii". Das Groesste waren Fotos vom letzten Oktoberfest auf einem von Holger's Handys - Wow, die wollten gleich alle Grenzer sehen. Das Ganze hat uns ca. 1,5 Stunde gekostet, aber zumindest waren sie freundlich und offensichtlich dankbar aus der Langeweile des Alltags mal rauszukommen.
Eine weitere Stunde spaeter haben wir weitere unzaehlige Male unsere Paesse und Visa vorgezeigt und als wir endlich die letzte Station genommen haben, schaut uns ein Soldat in voller Montur inklusive Kalaschnikow in der Hand an und sagt "Welcome to Tajikistan". Da ging uns trotz aller Strapazen das Herz auf.

Eine Stunde spaeter sind wir in Dushambe, der Hauptstadt von Tadjikistan, eine ueberraschend angenehme Stadt, wenn auch hier die Sowiet Vergangenheit noch sichtbar ist.




Hier organisieren unsere Weiterreise nach Khorog, sozusagen dem Tor zum Pamir Gebirge. Um diese 450km zu ueberwinden taten sich drei Alternativen auf. Entweder fuer knapp 2000 USD einen Jeep samt Fahrer als Teil einer Rundreise buchen (teuer). Oder einen Flug buchen, der mit einer Antonov 28 (vermutlich Baujahr 1960 oder so) von Tajik Air geflogen wird und im Lonely Planet als "most terrifying experience of your life" beschrieben wird, da die Berggipfel hoeher sind, als das Flugzeug im stande ist zu fliegen. Zu Sowiet Zeiten war dies wohl die einzige Strecke, fuer die Aeroflot Piloten eine "Gefahrenzulage" erhalten haben. Klares Veto von Elke. Dritte Option: Shared Taxi, dh warten, bis sich ca. 7 Mitfahrer gefunden und in einen Jeep gequetscht haben, um dann 18 Stunden uber die schlechteste Strasse der Welt zu holpern. Auch hier ermutigt der Lonely Planet "expect to wait forever for the vehicle to fill up and leave". Hm, irgendwie auch keine Option.
Um nicht tagelang in Dushambe rumzuhangen, verhandeln wir mit einem Taxifahrer einen Preis fuer das ganze Taxi und brausen am naechsten morgen los. Naja, die Fahrt dauert 18 Stunden, auch hier wird sich nur bedingt an das vermeindlich Vereinbarte gehalten, aber wir sind beeindruckt von dem was wir sehen. Nicht nur, dass wir 13 mal (in Worten dreizehn mal) von der Polizei angehalten werden und der Fahrer jedes mal ein paar Scheine Schmiergeld in die Fahrzeugpapiere steckt, nein, wirklich beeindruckend ist die Natur, vor allem als wir nach Stunden am Pyanj River ankommen, der die Grenze zu Afghanistan darstellt. Fuer den Rest der Fahrt folgen wir diesem Fluss und blicken auf afghanische Dorfer und Berge. Ach ja, ein paar Minenfelder sehen wir rechts von uns und ein paar Panzer kommen uns mal entgegen, sonst nichts spektakulaeres.

Wir finden einen Mitreisenden (Jim aus UK) und mieten fuer 4 Tage einen Jeep samt Fahrer, der uns durch das sagenhafte Wakhan Valley faehrt. Atembraubende Ausblicke auf den afganischen und pakistanischen Hindu Kush durfen wir erleben. Unendlich schoen... Hier nun eindlich ein paar Fotos:












Wir uebernachten in sogenannten "Homestays", dh bei Familien, die in einem Zimmer ein paar Decken als Matrazen ausrollen und uns bekochen. Sanitaere Anlagen? Hier darf man nicht zimperlich sein: Ein Hauserl mit Loch im Boden und Wasser aus dem Bach. Das Essen? Auch hier darf man nicht viel erwarten. Einfaches aus Kartoffeln, fragwuerdigem Fleisch und Nudeln. Welche Auswirkungen das auf unseren Magen-Darm Trakt hatte, muss nicht im Detail beschrieben werden. Ich sage nur: Montezuma laesst gruessen.








Dennoch haben uns diese Herbergen ganz nah rangelassen an das wirkliche Leben der Menschen im Pamir Gebirge. Schlicht und ergreifend keinen Luxus (noch nicht mal Bier, nur gruenen Tee) und keine Touristengruppen. Nur auf ein paar Individualreisende mit Rad oder Jeep treffen wir hier. Das ist schon beeindruckend, wie die Menschen hier leben und wie freundlich wir aufgenommen werden.



Sprachlos sind wir auch, als wir wieder gen Norden durch das Hochgebirge fahren und uns in einer Mondlandschaft bei Bulunkul ein riesiger, salziger See erscheint.






Schliesslich folgen wir dem Pamir Highway weiter gen Norden und finden bei ein paar (etwas seltsamen) Kirgisen eine Mitfahrgelegenheit nach Osh, Kirgistan in ihrem russischen Jeep namens "Hunter", Baujahr vermutlich in den 60gern, wie die Antonovs. Und zu viert auf der Rueckbank, gar kein Problem, da kommt man sich mal etwas naeher.




An der Grenze zu Kirgistan treffen wir auf Teilnehmer der "Mongol Ralley", einer mit einem Fiat Panda. Bei den Stassen bemerkenswert.




Nach vielen Stunden sind wir in Osh und freuen uns unendlich uber eine Dusche. Wahrscheinlich haetten wir schon 2 Stunden frueher in Osh sein koennen, haette unser Fahrer nicht nach ausgedehnter Mittagspause eine ca. einstuendige Autowaesche im Bach nebem der "Raststaette" fuer notwendig gehalten. Eimerweise wurde die Kiste bewaessert und mit alten Lappen poliert. Wir standen nur Kopfschuettelnd daneben. Fairerweise kann man erwaehnen, dass nicht nur unser Fahrer einen Knall hatte, auch andere Autos wurden in Fluessen und Baechen gewaschen. Angeblich verhaengt die Polizei Strafen fuer schmutzige Autos. Mal wieder: Andere Laender, andere Sitten...

Zusammenfassend kann man sagen, dass Tadjikistan fuer Abenteuter, Outdoorfans, Biker und Hiker ein absolutes Paradies ist. Tolle Berger, atemberaubende Ausblicke und Urspruenglichkeit, die nur noch selten zu finden ist. Wir sind uns einig, dass dies wohl eins der beeindruckensten Leander sein wird, das uns in Erinnerung bleibt.




Vielleicht noch eine Bemerkung: Wir dachten ja, unsere Reise waere ein Abenteuer. Aber, man stellt immer wieder fest, alles ist steigerungsfaehig. So staunen wir ueber die vielen Radfahrer, die von Deutschland oder Frankreich aus bis nach China radeln. Nicht nur nebem dem Pamir Highway auf ueber 4000 Metern kampieren, sondern auch schon Irans Wueste hinter sich haben und teilweise fuer die Tour sich Zeit bis zu 5 Jahren nehmen. Da fuehlen wir uns regelrecht langweilig dagegen!

Mal sehen, was wir in Kirgistan erleben!

Donnerstag, 11. August 2011

3.8. - 11.8.2011: (Updated) Seidenstrasse pur: Chiva, Buchara und Samarkand (jetzt mehr Bilder)






Weiter geht es mit dem 6.30 Uhr Frühflug mit Usbekistan Airways von Tashkent nach Urgench (ca. 1000km weiter westlich in Usbekistan) und zu unserer grossen Ueberraschung mit einer alten sowjetischen Antonov-24. Holgers lapidarer Kommentar dazu: "Solche Flieger kenn ich nur aus Schwarz-Weiss Filmen". Elke war etwas blasser um die Nase als sonst...





Ohne geschlossene Gepäckablage, aber mit richtiger Klingel, wenn man nach der Stewardess (die gibts tatsächlich) ruft, bringt uns der Vogel überraschend solide ans Ziel. Nachträglich erfahren wir, dass dieser Flugzeugtyp die höchste Unfallrate in der zivilen Luftfahrt hat...nunja, wir sind heil runtergekommen, auch wenn der Flug 2,5 Stunden gebraucht hat. Eine zeitgemaesse Maschiene fliegt die Strecke in etwas mehr als einer Stunde (die sind aber zumeist ausgebucht).

Mit dem Taxi geht es in das 35km entfernte Chiva, einer alten Karawanenstadt und unser erster Eindruck macht die Reisestrapazen gleich vergessen: Eine Mischung aus Wüstenoase, Scheherazade und Ali Baba und die 40 Räuber.
Umgeben von einem Lehmwall entdecken wir eine unglaublich gut erhaltene Anzahl von Moscheen, Minaretten, Mausoleen und Medressas (alte Schulstätten), die sich den Eintrag in das UNESCO Weltkulturerbe wahrlich verdient haben.



Auch der erst vorsichtig einsetzende Tourismus (ausschliesslich Franzosen, Spanier und Italiener - und ein Grieche) gibt uns das Gefühl in einem lebendigen Museum zu wandeln. Die unfassbare Hitze, 46-48 Grad, erlaubt uns aber nur am frühen Vormittag bzw. zur einsetzenden Dämmerung dieses Kleinod zu entdecken - dazwischen harren wir im kaum klimatisierten Hotelzimmer und duschen mehrmals täglich.

Auf unseren Streifzuegen durch den Ort treffen wir auf freundliche Einheimische, vor allem Kinder, die uns mit grossen Augen ansehen und mit einem "Hello! Where are you from?" ansprechen. Wie verstaendigen uns mit Haenden und Fuessen, zeigen unsere Heimat auf Postkarten (kommt sehr gut an!) und schenken den Kindern Luftballons.









Nach 2 unvergesslichen Tagen brechen wir per Taxi zu unserem nächsten Ziel auf:
Buchara, die heilige Stadt Zentralasiens, 470km weiter östlich.

Bitterer Nachgeschmack:
Am letzten Nachmittag in Chiva sind uns aus unserem Hotelzimmer insgesamt ca. 200€ in verschiedenen Währungen entwendet worden, die wir an verschiedenen Orten im Zimmer aufbewahrt haben. Clever gemacht - nicht das gesamte Bargeld, sondern immer nur einige Scheine einer jeweiligen Währung wurden entnommen, sodass der Verlust nicht sofort auffiel. Wir hätten es eventuell auch gar nicht bemerkt, wenn wir nicht just am Tag zuvor einen kompletten Kassensturz gemacht hätten.
So wurden wir für unsere Gutgläubig- bzw. Nachlässigkeit, da wir uns in dem Familienhotel gut aufgehoben gefühlt haben, gleich bestraft.
Solange es bei diesem Verlust bleibt ist es ein "ùberschaubares Lehrgeld" - zumindest die elementaren Reisemittel wie Reisepass und Kreditkarten sind uns geblieben. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl.

Zurück zur Taxifahrt: Ein 6-stündiger Höllentrip durch die Kyzylkum Wüste.
Trotz einer eigentlich unbefahrbaren, meist einspurigen Strasse fahren wir im Schnitt 80 km/h, Sandsturm und nahezu 50 Grad inbegriffen. Der Weg zu Holgers Hütte, wer diesen kennt, ist gegen diese Strecke die reinste Autobahn.
Aber unser Fahrer, ein mundtoter junger, cooler Usbeke macht seinen Job stumm, aber gut. Unbeeindruckt von den Schlaglöchern, Kratern und Sandverwehungen liefert er sich dennoch mit anderen Fahrern das ein oder andere Rennen. Das der Chevy Nexia, von der Bauart eigentlich eine Limosine, ein Geländewagen ist, war uns auch noch nicht bekannt. Auch hier war Elke etwas blass um die Nase.

Buchara, wo wir den Aufenthalt bei einer sehr netten usbekischen Familie geniessen durften, wie auch das anschliessende Samarkand überraschen uns sehr.
Die Vorstellung von Kameltreibern, alten Karawansereien, staubigen Gassen und fliegenden Händlern ist weit gefehlt.
Die Stadtkerne sind erst kürzlich komplett saniert worden, wobei man hier unter Sanierung nicht den Erhalt alter Gebäude versteht, sondern einfach den Neuaufbau.
Somit wirken diese einst ehrwürdigen Stätten jetzt künstlich, mit prachtvoll angelegten Grünanlagen und der ursprüngliche Charme geht leider verloren.

Dennoch muss man klarstellen, dass die arabisch gepraegte Architektur fuer einen Europaeer durchaus beeindruckend ist und ein Gefuehl von 1000 und einer Nacht aufkommt.

Hier ein paar Bilder aus Buchara:







Umd hier aus Samarkand:





Das Ganze gipfelt jedoch darin, dass man in Samarkand zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten in modernsten e-carts herumkutschiert wird! Schöne, neue Welt...


 
Ernüchtert müssen wir feststellen, dass wir 2 Jahre zu spät sind - dass diese beiden, glorreichen Zentren der alten Handelsstrasse, ihre Ursprünglichkeit und Originalität zugunsten des erwarteten Massentourismus und vermeintlich besserer Lebenssituation verloren haben. Positiver Nebeneffekt: Das offensichtliche Ziel den Tourismus in Usbekistan als attraktiven Wirtschaftszweig auszubauen, fuehrte anscheinend auch zu einer klaren Ansage bei den Polizisten. Im Lonley Planet gibt es ungemuetliche Warnungen, wie korrupte Polizisten Reisende nur als Geldquelle betrachten und beliebige Strafen einfordern. Uns sind die Polizisten, die in der Tat an jeder Ecke stehen, entweder neutral oder sogar hilfsbereit begegnet.


Dennoch, mehr Urspruengliches hoffen wir nunmehr in Tadjikistan zu finden.