Donnerstag, 11. August 2011

3.8. - 11.8.2011: (Updated) Seidenstrasse pur: Chiva, Buchara und Samarkand (jetzt mehr Bilder)






Weiter geht es mit dem 6.30 Uhr Frühflug mit Usbekistan Airways von Tashkent nach Urgench (ca. 1000km weiter westlich in Usbekistan) und zu unserer grossen Ueberraschung mit einer alten sowjetischen Antonov-24. Holgers lapidarer Kommentar dazu: "Solche Flieger kenn ich nur aus Schwarz-Weiss Filmen". Elke war etwas blasser um die Nase als sonst...





Ohne geschlossene Gepäckablage, aber mit richtiger Klingel, wenn man nach der Stewardess (die gibts tatsächlich) ruft, bringt uns der Vogel überraschend solide ans Ziel. Nachträglich erfahren wir, dass dieser Flugzeugtyp die höchste Unfallrate in der zivilen Luftfahrt hat...nunja, wir sind heil runtergekommen, auch wenn der Flug 2,5 Stunden gebraucht hat. Eine zeitgemaesse Maschiene fliegt die Strecke in etwas mehr als einer Stunde (die sind aber zumeist ausgebucht).

Mit dem Taxi geht es in das 35km entfernte Chiva, einer alten Karawanenstadt und unser erster Eindruck macht die Reisestrapazen gleich vergessen: Eine Mischung aus Wüstenoase, Scheherazade und Ali Baba und die 40 Räuber.
Umgeben von einem Lehmwall entdecken wir eine unglaublich gut erhaltene Anzahl von Moscheen, Minaretten, Mausoleen und Medressas (alte Schulstätten), die sich den Eintrag in das UNESCO Weltkulturerbe wahrlich verdient haben.



Auch der erst vorsichtig einsetzende Tourismus (ausschliesslich Franzosen, Spanier und Italiener - und ein Grieche) gibt uns das Gefühl in einem lebendigen Museum zu wandeln. Die unfassbare Hitze, 46-48 Grad, erlaubt uns aber nur am frühen Vormittag bzw. zur einsetzenden Dämmerung dieses Kleinod zu entdecken - dazwischen harren wir im kaum klimatisierten Hotelzimmer und duschen mehrmals täglich.

Auf unseren Streifzuegen durch den Ort treffen wir auf freundliche Einheimische, vor allem Kinder, die uns mit grossen Augen ansehen und mit einem "Hello! Where are you from?" ansprechen. Wie verstaendigen uns mit Haenden und Fuessen, zeigen unsere Heimat auf Postkarten (kommt sehr gut an!) und schenken den Kindern Luftballons.









Nach 2 unvergesslichen Tagen brechen wir per Taxi zu unserem nächsten Ziel auf:
Buchara, die heilige Stadt Zentralasiens, 470km weiter östlich.

Bitterer Nachgeschmack:
Am letzten Nachmittag in Chiva sind uns aus unserem Hotelzimmer insgesamt ca. 200€ in verschiedenen Währungen entwendet worden, die wir an verschiedenen Orten im Zimmer aufbewahrt haben. Clever gemacht - nicht das gesamte Bargeld, sondern immer nur einige Scheine einer jeweiligen Währung wurden entnommen, sodass der Verlust nicht sofort auffiel. Wir hätten es eventuell auch gar nicht bemerkt, wenn wir nicht just am Tag zuvor einen kompletten Kassensturz gemacht hätten.
So wurden wir für unsere Gutgläubig- bzw. Nachlässigkeit, da wir uns in dem Familienhotel gut aufgehoben gefühlt haben, gleich bestraft.
Solange es bei diesem Verlust bleibt ist es ein "ùberschaubares Lehrgeld" - zumindest die elementaren Reisemittel wie Reisepass und Kreditkarten sind uns geblieben. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl.

Zurück zur Taxifahrt: Ein 6-stündiger Höllentrip durch die Kyzylkum Wüste.
Trotz einer eigentlich unbefahrbaren, meist einspurigen Strasse fahren wir im Schnitt 80 km/h, Sandsturm und nahezu 50 Grad inbegriffen. Der Weg zu Holgers Hütte, wer diesen kennt, ist gegen diese Strecke die reinste Autobahn.
Aber unser Fahrer, ein mundtoter junger, cooler Usbeke macht seinen Job stumm, aber gut. Unbeeindruckt von den Schlaglöchern, Kratern und Sandverwehungen liefert er sich dennoch mit anderen Fahrern das ein oder andere Rennen. Das der Chevy Nexia, von der Bauart eigentlich eine Limosine, ein Geländewagen ist, war uns auch noch nicht bekannt. Auch hier war Elke etwas blass um die Nase.

Buchara, wo wir den Aufenthalt bei einer sehr netten usbekischen Familie geniessen durften, wie auch das anschliessende Samarkand überraschen uns sehr.
Die Vorstellung von Kameltreibern, alten Karawansereien, staubigen Gassen und fliegenden Händlern ist weit gefehlt.
Die Stadtkerne sind erst kürzlich komplett saniert worden, wobei man hier unter Sanierung nicht den Erhalt alter Gebäude versteht, sondern einfach den Neuaufbau.
Somit wirken diese einst ehrwürdigen Stätten jetzt künstlich, mit prachtvoll angelegten Grünanlagen und der ursprüngliche Charme geht leider verloren.

Dennoch muss man klarstellen, dass die arabisch gepraegte Architektur fuer einen Europaeer durchaus beeindruckend ist und ein Gefuehl von 1000 und einer Nacht aufkommt.

Hier ein paar Bilder aus Buchara:







Umd hier aus Samarkand:





Das Ganze gipfelt jedoch darin, dass man in Samarkand zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten in modernsten e-carts herumkutschiert wird! Schöne, neue Welt...


 
Ernüchtert müssen wir feststellen, dass wir 2 Jahre zu spät sind - dass diese beiden, glorreichen Zentren der alten Handelsstrasse, ihre Ursprünglichkeit und Originalität zugunsten des erwarteten Massentourismus und vermeintlich besserer Lebenssituation verloren haben. Positiver Nebeneffekt: Das offensichtliche Ziel den Tourismus in Usbekistan als attraktiven Wirtschaftszweig auszubauen, fuehrte anscheinend auch zu einer klaren Ansage bei den Polizisten. Im Lonley Planet gibt es ungemuetliche Warnungen, wie korrupte Polizisten Reisende nur als Geldquelle betrachten und beliebige Strafen einfordern. Uns sind die Polizisten, die in der Tat an jeder Ecke stehen, entweder neutral oder sogar hilfsbereit begegnet.


Dennoch, mehr Urspruengliches hoffen wir nunmehr in Tadjikistan zu finden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen