Dienstag, 2. August 2011

27.-31.7.2011: Der lange Weg nach Kasachstan

Dass das angenehme Reisen nun ein Ende hat, wurde uns schnell bewusst:
42 Stunden, das sind zwei Nächte und fast zwei Tage, lange Nächte und Tage, wenn man diese in einem Zugabteil zu viert (oder fünft) verbringt.
Zunächst hat man uns zu einer netten Usbekin mit Sohnemann, die sogar ein paar Brocken Englisch konnten, eingeteilt. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen hat die Gemütlichkeit um 2 Uhr morgens ein apruptes Ende gefunden, da wir unsere Pritschen samt Bettzeug räumen und in ein anderes Abteil beordert wurden. Nicht nur diese nächtliche Aktion hat uns mit reichlich Unbehagen erfüllt, auch unsere neuen Abteilskameraden, die uns an entflohene Schwerverbrecher erinnerten, machten die Gesamtsituation nicht besser. Dazu ein nächtlicher 4h dauernder Grenzübergang nach Kazachstan - kurzum, viel geschlafen haben wir nicht.

Aber alles wurde gut. Grenzübergang dennoch problemlos. Wir mussten zwar dem Kasachischen Grenzbeamten ein ca. 15 minütiges Interview geben (Beruf, Ziel der Reise, was soll besichtigt werden, warum wir nicht fliegen, statt uns 2 Tage in einen heißen Zug zu setzen, usw.). Entweder, er wollte unseren Touristische Motivation überprüfen, vor seinen Kollegenmit seinen Englischkentnissen angeben oder ihm war einfach fad. Besonders freundlich war er nicht, insofern waren wir froh, als die Fragerunde endlich abgeschlossen war.

Aber auch unsere Mitreisenden im Knastilook entpuppten sich als ganz umgängliche Zeitgenossen, die sich ausschliesslich von Tee, Sonnenblumenkernen und Dosenmilch mit trocken Brot ernährten.



Auch sonst ging es recht zivilisiert zu (die Toilettensituation verschweigen wir) - von den angekündigten, ausufernden Wodkaorgien war jedenfalls nichts zu sehen.
So ratterten wir Stunde um Stunde durch die kasachisch Steppe, wo außer ein paar Rinder, Pferde und ein paar Kamelen (ja, wirklich!) nicht wirklich was zu sehen ist. Man döst vor sich hin, hofft dass die Klimaanlage wieder ihren Teilzeitbetrieb aufnimmt und zählt seine Flohstiche.



Endlich, Turkistan. Wir winken unseren Mitreisenden (übrigens von anderen Touristen keine Spur), klettern aus dem Zug, prallen gegen eine Hitzewand (38C) und stehen in einer Mischung aus Asien, 1001 Nacht und Sowjet-Architektur. Händler preisen ihre Wahren an, Türme von Wassermolonen türmen sich aber dennoch ist niemand aufdringlich.



Ein Taxifahrer begrüsst uns mit 'Fritz' und bringt uns in ein klappriges sowjet-style Hotel (das uns nach der Zugfahrt allerdings wie ein 4 Sterne Hotel vorkam). Nach einer Dusche haben wir unsere erste so richtige Seidenstrassen-Station erkundet. Wir waren schwer beeindruckt vom Yasaui Mausoleum, das im 14ten Jahrhundert mitten im Nichts erbaut wurde. Frauen muessen uebrigends ein Kopftuch tragen, wenn sie das Mausoleum besichtigen moechten.







Vom beschaulichen und noch ursprünglichen Turkistan ging es in einer abenteuerlichen Fahrt im Minibus weiter nach Shymkent. Das Strassenbild ist von niemals endenden Baustellen geprägt und von ca. 50% der Gesamtproduktion aller jemals gebauten Audi 80,100 und Mercedes 200. Die ein oder andere Abwrackprämie hat sich wohl auch hierher verirrt.

Shymkent, die drittgrößte Stadt Kasachstans ist recht modern, angenehm, wenn auch etwas unspektakulär. Auch hier wird das Strassenbild von vielen Baustellen bestimmt fuer weitere "Prunkplaetze", auf denen der President von Kasachstan sich selbst ein Denkmal erbaut.

Auch hier treffen wir auf sehr nette Menschen, die mit viel Humor mit unserem Sprachkauderwelsch klarkommen, bspw. gibt es nur noch russische, kasachische oder gar keine Speisekarten. Aber Not macht erfinderisch. Einmal ging Holger mit in die Küche, um auf die gewünschten Schaschlik-Spiesse einfach zu zeigen.

Insgesamt haben wir Kasachstan deutlich freundlicher als befürchtet erlebt, jedoch mit eingeschraenkter Internetanbindung (Es lebe die alles kontrollierende Firewall). Aber wir kehren ja nochmal nach Kasachstan zurück und schaun uns das ganze nochmal genauer an.

Nun sind wir erstmal gespannt, wie Usbekistan wird. Nächste Station: Tashkent.

1 Kommentar:

  1. Nach lachen war der elke auf dem foto anscheiend nicht mehr zu mute. Klingt sehr spannend und teilweise spuert man in elkes erzaehlungen auch die strapatzen. Dann wieder fun und was tolles. Bussi aus dahab

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