In Osh angekommen, brauchen wir erstmal einen Tag, um uns vom Abenteuer Tadjikistan (auch kulinarisch gesehen) zu erholen. Osh ist eine unspektakuläre Stadt, der die Unruhen von letztem Herbst noch anzusehen sind. Wir sind nicht traurig, Osh zu verlassen und wir werden nicht endteuscht - Kirgistan deutlich mehr zu bieten...
Zunaechst geht es nach Jalla-Abad (nein, nicht das bei Kabul) und dann viele Stunden weiter in ein Bergdorf namens Kyzyl-Oi. Das scheint ein Hauptsitz des kirgisischen Tourismus zu sein. Die Agentur CBT hat hier ein Buero, in dem man gefuehrte Pferde- und Hiking Touren machen kann oder bei einer Familie ein "Homestay" erlangen kann. Das funktioniert wie in Tadjikistan: Ein paar Decken werden in einem leeren Zimmer ausgerollt, Essen fuer alle gekocht, fertig.
So landen wir bei einer netten Grossfamilie mit vielen, vielen Kinder, die wir wieder mit unseren Luftballons beeindrucken koennen.
Unsere "Herbergsmutter" stellt sich als "Katja" vor und bekocht uns mit, was sonst, Kartoffeln und Fleisch (Schaf? Ziege? Pferd? Wir fragen lieber erst gar nicht...). Da uns das schwer im Magen liegt, zueckt Holger stolz die fuer umgerechnet 3 Dollar erworbene Flasche Wodka und wir stossen mit Katja und unserem Fahrer "Sashka" fleissig an. Unnoetig zu erwaehnen, dass die Flasche in windeseile leer war. Grade koennen wir Katja noch davon abhalten, noch eine Flasche zu holen, und wir legen uns selig auf unser Bett, ahh, Deckenlager.
Katja, Elke, Sashka
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Katja, Sachka, Holger |
Die Ueberraschung kam dann beim Fruehstueck: Katja versorgt uns nicht nur mit Spiegeleiern mit Nudeln (interessante Kombi), nein, sie bringt auch eine Flasche Wodka mit, um, wie sie sagt, uns "To wish you good luck for your trip" zu wuenschen. Na gut, der Hoeflichkeit wegen stimmen wir zu, mit ihr einmal das Glas zu heben. Es war ca. 8 Uhr morgens, also nicht gerade eine uns uebliche Zeit zum Schnappsln. Aber Katja scheint hier mehr Erfahrung zu haben und - man kann es sich denken - eine Stunde spaeter haben wir auf alles Erdenkliche angestossen und die Flasche ist leer. Puh, was man nicht alles tut, um der Gastfreundschaft hoeflich zu begegnen... Um die Stimmung perfekt zu machen, packt Katja noch einen traditionellen, kirgisischen Hut aus und schenkt ihn uns als Andenken. Das musste natuerlich auf einem Foto festgehalten werden.
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Katja, eine Nudel und Holger mit Hut |
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Katja, Elke und die (leere) Flasche Wodka |
Etwas (ziemlich) benebelt treten wir die Weiterreise an. Unser Fahrer, der diesmal nicht mitgetrunken hat, amuesiert sich offensichtlich sehr ueber unseren Zustand....
Wenige Stunden spaeter gelangen wir an zwei Jurten, von denen aus unsere Reise per Pferd weiter gehen soll.
Wir treffen auf Orman, unsern Reit-Guide, und wir starten eine erste Tour zu Pferd. Elke's Galoppversuche endeten schmerzhaft, als das Steissbein mit dem Metallrahmen des Sattels recht schwungvolle Bekanntschaft macht. Hm, eine Bekanntschaft, die den Steiss tagelang zur beleidigten Leberwurst werden laesst, im Sattel besonders angenehm.
Wir verbringen unsere erste Nacht in einer Jurte, im wesentlichen ein grosses Zelt, in dem die kirgisischen Bauern den Sommer verbringen, wenn sie mit ihren Pferde-, Ziegen- und Schafsherden in die Berge ziehen. In etwa wie die Sennerinnen in den Alpen. Als Zubrot bieten einige Herberge fuer Touristen an.
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Holger vor der Essens und Touristen-Schlaf-Jurte, daneben die Koch-und Kirgisen-Schlaf-Jurte |
Innen ist so eine Jurte sehr geraeumig, genug Platz fuer den Esstisch, der dann Nachts rausgetragen wird, um aus Decken eine Art Bett zu bauen.
Alles ganz gemuetlich, eigentlich. Irritiert waren wir allerdings, als die kirgisische Mutter anfing, quasi ueber unserem Bett Schafsfleisch zum trockenen aufzuhaengen. Interessantes Aroma zum einschlafen...
Hier noch die Kinder unserer Schaefer-Familie:
Am nachsten Morgen reiten wir dann los. Ein unglaubliches Gefuehl sich auf dem Ruecken eines Pferdes durch Taeler und Baeche sowie ueber Paesse der kirgisischen Berge zu bewegen. Holger entpuppt sich als der geborene Cowboy. Wir uebernachten wieder in einer weiteren Jurte bei einer Familie und kommen nach einem weiteren (fuer Elke unendlich langem Tag im Sattel) am Song-Koell Lake an. Ein wunderschoener See, umgeben von Bergen und unendlich vielen Pferden und Jurten. Hier weht ein kalter Wind und die 3000m Hoehe tragen auch dazu bei, dass wir alle unsere warmen Klamotten auspacken.
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Gebirge und ganz klein Elke aufm Pferd |
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Jurten am Lake Song-Koell |
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Grosse und kleine Pferde am Lake Song-Koell |
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Pferde, Jurten und der See |
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Kinder spielen vor der Jurtentuer |
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Pferde am Lake Song-Koell |
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Holger's neuer Freund (Kommt ins Handgepaeck!) |
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Holger's bester Freund "Pivo", wahrscheilich von der
reinsten und besten Sorte in der 1 Liter Plasikflasche. Ein Genuss... |
Nach unserer dritten Nacht in einer Jurte, geht es weiter nach Kochkor, einer netten, wenn auch unaufgeregten Stadt. Am naechsten Morgen fahren wir an den Issyk-Koell Lake, dem zweitgroessten Bergsee nach dem Titikakasee in Peru/Bolivien. Tatsaechlich, der See sieht aus wie ein Meer.
Weiter fahren wir nach Bishkek, der Haupstadt von Kirgistan. Nach all den Naechten auf dem Boden goennen wir uns mal ein richtig tolles Hotel, mit eigener, warmer Dusche, Flatscreen Fernseher (nur lokale und russische Sender, naja) und, ganz wichtig, WIFI. Nach einigen Wochen in der 'Wildnis' tut warmes Wasser, ein ordentliches Bett und Kommunikation mit der Heimat schon sehr gut. Auch finden wir in Bishkek westliche Restaurants - eine willkommene Abwechslung...
Bishkek ist sonst eine sehr begruente Stadt, mit vielen Parks, Autos und Shopping Malls. Die vermeindlichen Sehenswuerdigkeiten erweisen sich alles Prunkdenkmaeler entweder aus der Sowjet-Zeit, oder noch stark davon inspiriert.
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Victory Square |
Auf dem Ala-Too Square, einem der Hauptplaetze von Bishkek treffen wir zufaellig mitten auf die Proben fuer die grosse Feier zur 20 jaehrigen Unabhangigkeit der Republik Kirgistan. Wie unabharngig das Land wirklich ist und wir demokratisch erschliesst sich uns nicht, aber wir haben unsere Zweifel. Aber die Feier wird gross: Viele Kinder, die schonmal winken ueben, viele kirgisische Fahnen, Riesenposter und wie wir in der Zeitung lesen, weden auch Panzer rollen und Helikopter uber den Platz fliegen.
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Ala-Too Square |
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20 Jahre Unabhaengigkeit |
Nun geht es weiter nach Almaty, Kasachstan, wo wir versuchen ein Visum fuer die Mongolei zu bekommen und unsere Weiterreise nach Sibirien planen. Dann haben wir die "Stans", und damit einen wesentlicher Block unsere Reise, schon fast abgehakt. Knapp 2 Monate sind wir nun schon unterwegs, Monate voller beeindruckender Erlebnisse und Erfahrungen - wir sind sehr gespannt, was noch auf uns zukommt.
Hi Ihr beiden, das ist ja ein Abenteuer! Bin mal gespannt ob Ihr dann bei uns lieber chinesisches Essen oder Selbstgekochtes bevorzugt...
AntwortenLöschenMit Wodka zum Frühstück kann ich leider nicht dienen, aber eine Flasche Baijiu läßt sich sicher auftreiben:)
Also Euer Blog ist Purlitzer Preis verdächtig...Vielen Dank für Mitnehmen!
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